Warum „Gau“? Ein kleines FAQ.

Bei Euch gibt es „Gaue“, „Stämme“, „Sippen“ und „Meuten“. Wieso benutzt Ihr diese Begriffe?

Die kleinsten Gruppen in unserem Verband heißen „Sippen“ und „Meuten“. Meuten sind die Gruppen in der Kinderstufe der 7-10jährigen, ihr Name leitet sich aus dem Dschungelbuch ab, das die Spielidee für der Kinderstufe stellt. Sippen sind die Gruppen in der Pfadfinder*innenstufe der 10-16jährigen. Sie bestehen in der Regel aus 4-8 Mitgliedern; so sind sie übersichtlich und geben gerade Jugendlichen die Möglichkeit, Kontakte zu knüpfen. Hier spielen auch enge Zusammengehörigkeit und das Aufeinander-Angewiesensein eine besondere Rolle. Stämme sind die Zusammenschlüsse mehrerer Sippen und Meuten an einem Ort, Gaue umfassen mehrere Stämme (und Siedlungen, das sind kleinere Stämme) in einer Region. Diese Untergliederungen erleichtern die altersgemäße Arbeit und helfen, den Zusammenhalt zu fördern.

Die Begriffe „Gaue“, „Stämme“ und „Sippen“ sind schon sehr alt. Sie stammen aus dem Gotischen und beschreiben eine freundschaftlich-familiär verbundenen Gruppe von Menschen, die sich gegenseitig verpflichtet sind. Dies ist auch das Modell für unsere Gruppen. Deshalb wurden diese Begriffe von Anfang an in der Pfadfinderarbeit in Deutschland benutzt – lange bevor sie im Dritten Reich missbraucht wurden. Für uns haben sie eine nun schon über hundertjährige Tradition, die wir wir nicht so einfach aufgeben möchten. Dazu haben wir uns nach kritischer Auseinandersetzung ganz bewußt entschlossen, weil wir der Ansicht sind, dass sie viel schöner sind als rein verwaltungstechnische Worte wie „Bezirk“ oder „Ortsverband“.

Mit völkischen Gruppen oder Bestrebungen haben wir nichts am Hut und wollen dies auch gar nicht haben. Übrigens: Eine Mitgliedschaft im VCP ist nicht mit der Mitgliedschaft in einer Partei oder Vereinigung vereinbar,die Fremdenhass, Rassismus, Nationalismus, Faschismus oder Intoleranz und Gewalt gegenüber Andersdenkenden verbreitet.

Ihr tragt eine Uniform. Warum eigentlich?

Die Pfadfinderkluft, das ist unser Hemd und das Halstuch, wurde vom Gründer der Pfadfinderbewegung eingeführt, um die sehr unterschiedliche gesellschaftliche Herkunft der Kinder in den Gruppen nicht schon an der Kleidung sichtbar werden zu lassen. Leider ist dieser Grund heute immer noch sehr aktuell: Kinder und Jugendliche definieren sich allzu oft über teure, szenespezifische Markenklamotten.

Unsere Kluft verhindert, dass Jugendliche in unseren Gruppen nur aufgrund ihrer Klamotten in eine bestimmte Schublade gesteckt werden, und öffnet den Blick auf die Person dahinter. Aber davon abgesehen hat sie sich – zusammen mit dem Halstuch – auch als sehr praktisches Kleidungsstück erwiesen.

Sie ist außerdem Ausdruck der Gemeinschaft und Verbundenheit aller Pfadfinderinnen und Pfadfinder auf der ganzen Welt. Wir gehören zu dieser weltweiten Gemeinschaft und wollen dies auch äußerlich deutlich machen. So ist die Kluft zu einem sehr wichtigen Erkennungszeichen unserer pfadfinderischen Arbeit geworden. Sie ist allerdings keine „Uniform“ mit Tragepflicht für alle Mitglieder – wer wirklich nicht will, muß sie nicht anziehen.

Ihr nennt Eure Gruppenleitungen „Führer*innen“. Was versteht Ihr darunter?

Ein Führer oder eine Führerin ist für uns eine Persönlichkeit, die in die Gruppe integriert ist und im Dialog mit den ihr anvertrauten Kindern und Jugendlichen die Werte und Ziele der Pfadfinderbewegung vermittelt. Diese Werte sind vor allem Verantwortungsbereitschaft, Selbstständigkeit, ein christliches Menschenbild und ein bewusster Umgang mit der Natur.

Kennzeichen von Führung nach unserem Verständnis ist ein starker persönlicher Bezug des führenden Menschen zu den ihm Anvertrauten und die Freiwilligkeit dieser Beziehung  – also eher wie ein Bergführer zu seiner Seilschaft und nicht wie eine AbteilungsLEITERin gegenüber ihren Untergebenen.

Ebenso wie ein Bergführer helfen unsere Führer*innen Kindern und Jugendlichen auf dem Weg hin zu unserem Ziel: Pfadfinden will dazu beitragen, dass junge Menschen zu selbständigen, eigenverantwortlich handelnden und konstruktiv kritischen Bürgern unseres demokratischen Staates heran wachsen und im Evangelium Orientierung für ihr Leben finden können.

Ihr seid leicht mit der Hitlerjugend des Dritten Reiches oder den Jungen Pionieren der DDR zu verwechseln. Was unterscheidet Euch von denen?

Die Pfadfinderbewegung wurde im Jahr 1907 von Lord Robert Baden-Powell in England ins Leben gerufen; erste Pfadfindergruppen gab es in Deutschland ab etwa 1911, also deutlich früher als etwa Hitlerjugend oder Junge Pioniere. Weil die Pfadfinderarbeit auch damals schon gut und erfolgreich war, weil sie Kinder und Jugendliche begeisterte, wurde und wird sie immer wieder kopiert. Dies hat die Hitlerjugend im Dritten Reich getan, und dies tun heute noch manche rechte Jugendgruppen (z.B. die verbotene Heimattreue Deutsche Jugend). Die Formen und Symbole unserer Arbeit wurden aber auch in kommunistischen Systemen, z.B. von der Jungen Pionieren der DDR kopiert. Das macht deutlich, dass wir – unabhängig davon, welche äußeren Formen wir verwenden – immer ungebetene Nachahmer haben werden.

Wer einmal hinter die Äußerlichkeiten auf die Inhalte blickt, der wird sehr schnell feststellen, dass wir mit Neo-Nazis oder den Jungen Pionieren nichts gemeinsam haben. Unser Ziel ist es, unsere Mitglieder zu selbstständigen, verantwortlich denkenden und weltoffenen Menschen zu erziehen und sie in die Lage zu versetzen, sich ihr eigenes Urteil zu bilden. Der Verband Christlicher Pfadfinderinnen und Pfadfinder ist an keine Partei oder politische Ideologie gebunden.

Ihr wollt Werte vermitteln. Warum eigentlich? Und welche?

Wir wollen, dass junge Menschen ihre vollen charakterlichen, das heißt geistigen, körperlichen, emotionalen, spirituellen und gesellschaftlichen Fähigkeiten erlangen – als Einzelne, als verantwortungsbewusste Bürger und Glieder ihrer örtlichen, nationalen und internationalen Gemeinschaften. Junge Menschen auf der Suche nach Sinn und Orientierung sollen im VCP den christlichen Glauben als Angebot und als Chance für ihr Leben erfahren.

Unsere Werte sind in den Pfadfindergesetzen formuliert:

Christliche Pfadfinderinnen und Pfadfinder…
1. … sind aufrichtig in Gedanken, Worten und Taten
2. … sind zuverlässig und hilfsbereit.
3. … verlieren in Schwierigkeiten nicht den Mut.
4. … schützen die Natur und bewahren die Schöpfung.
5. … leben einfach und können verzichten.
6. … fügen sich aus freiem Willen in die Gemeinschaft ein.
7. … sind kameradschaftlich und treu.
8. … setzen sich für Frieden ein und lösen Streit ohne Gewalt.
9. … nehmen Rücksicht und achten ihre Mitmenschen.
10. … tragen zur Freundschaft aller Pfadfinderinnen und Pfadfinder in aller Welt bei.